Familie Loewe


Die Familie Loewe war eine Sippe von Hammerschmieden im waldeckischen Ort Bergfreiheit. Der älteste bekannte Vertreter ist der Hammerschmied Johann Thomas Loewe (1673-1751). Er wird in der im hessischen Staatsarchiv erhaltenen Flurkarte von Bergfreiheit aus dem Jahre 1710 als Thomas Löbe genannt. Neben einem kleinen Garten von ca. 100 qm hatte die Familie Loewe einen Grundbesitz an Äckern und Wiesen von ca. 5500 qm.

Der Beginn des Kirchenbuchs Bergfreiheit datiert auf 1731, so dass für die erste namentlich bekannte Generation der Familie Loewe keine Geburtsdaten vorhanden sind. Die Geburtsjahre konnten aber z.T. aus im Sterberegister vorhandenen Altersangaben rekonstruiert werden. Die Namen der ermittelten Personen stammen aus Einträgen in den Heirats- und Sterberegistern oder dem Verzeichnis der Konfirmanden bzw. aus den Taufbüchern, in denen die Eltern, z.T. nur der Vater, ebenfalls erwähnt wurden.

Familienwappen Loewe gemäß Siegelring Wilhelm Otto Löwe (1794-1870)

Im ortsgeschichtlichen Teil des Ortssippenbuchs Bergfreiheit wurden Urkunden des Hessischen Staatsarchivs in Marburg ausgewertet, um Einwohner Bergfreiheits vor Beginn der Kirchenbuchaufzeichnungen namentlich zu identifizieren. Bei diesen Urkunden handelte es sich zumeist um Verträge, die amtlich gesiegelt wurden oder um Aufzeichnungen aus dem Berg- und Hüttenwesen. Bei den folgenden Personen wird es sich wahrscheinlich bereits um Vorfahren der Familie Loewe gehandelt haben, deren genauer Zusammenhang mit der Familie aber nie wird ermittelt werden können. Bereits 1618-1649, also während des 30jährigen Krieges, war ein Lorenz Loewer (oder Lewe) mit seiner Frau Anna urkundlich in Bergfreiheit bekannt. 1665 wird dann ein Andreas Loewe erwähnt, 1684 ein Bergmann namens Justus Loewe und 1709 ein Chunradt Loewe. 1738-1750 wird Philipp Loewe erwähnt, ein Sohn des Johann Thomas Loewe. Im Einwohnerverzeichnis von 1807 kommt dann keine Person mit dem Nachnamen Loewe mehr vor, was sich mit den Familienaufzeichnungen und Kirchenbucheinträgen deckt.

Johann Thomas Loewes Sohn, der eben erwähnte Johann Philipp, ebenfalls ein Hammermeister, tritt immer wieder auch als Taufpate für andere Familien in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Erscheinung, besonders für die verschwägerten Familien Urspruch und Stephen. Er heiratete 1727 in Nieder-Werbe Anna Elisabeth Simshäuser aus Berich. Dort wurde auch der älteste Sohn Johann Heinrich geboren, der noch in den Konfirmandenlisten in Bergfreiheit auftaucht, danach aber nicht mehr im Kirchenbuch erwähnt wird. Das Paar hatte insgesamt sieben Kinder. In Alfred Höcks „Die Häuser in Bergfreiheit und ihre Besitzer – Eine Übersicht aus dem Jahre 1750“ wird Johann Philipp Loewe als Bewohner des Hauses Nr. 6 genannt. Neben dem Wohnhaus existierte eine Hofreite von 5 1⁄2 Ruten, was nach heutigem Maß ca. 110 qm entspricht.

Der durch die Aufgabe des Bergbaus ausgelöste Strukturwandel in Bergfreiheit führte dazu, dass die Familie Loewe, die offenbar für mehr als zwei Jahrhunderte dort siedelte, dem Ort aus wirtschaftlichen Gründen den Rücken kehren musste. Johann Moritz Loewe verkaufte Ende 1802 den gesamten Familienbesitz im Ort. Eine Anzeige dazu erschien im Waldeckischen Intelligenzblatt 1802, No. 46:

Morits Löwe will sein Haus und Scheune zu Bergfreiheit und dazu gehöriges Gütchen nebst dem Antheil von der Erbbestands-Meyeren Neuenbau meistbietend im 20 fl. Fuß verkaufen wozu der 1ste Termin aufm Dienstag den 7ten Dec. der 2te Termim aufm Dienstag den 14ten Dec. und der 3te Termim aufm Dienst. den 21ten Dec. a. c. angesetzt ist, und können diejenigen so Lust dazu haben sich solches vorher durch den ältesten Groß zu Bergfreiheit zeigen lassen und sich so dann in den angesetzten Terminen bey diesigem Amt melden, und der Meistbietende sich des Zuschlags gewärtigen. N. Wildungen den 6. Nov. 1802. Fürstl. Waldeck. Amt daselbst.

Bei der Durchsicht der Kirchenbücher trifft man auf weitere Familiennamen, die nach dem Ende des Bergbaus aus dem Ort verschwanden. Von ihren kleinen Grundstücken konnten die Familien offenbar nicht leben und ihre Berufsausbildung als Bergmann oder Hammerschmied wurde anderswo rege nachgefragt. Der Berufsstand der Berg- und Hüttenleute war damit bereits im 17. und 18. Jahrhundert deutlich mobiler, als das für z.B. in der Landwirtschaft tätige Menschen dieser Zeit der Fall war, deren Nachfahren häufig über Jahrhunderte auf dem selben Hof oder im selben Ort nachweisbar sind.

Als Nachkommen des Johann Thomas Loewe lässt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch eine Familie Luckhardt über das Ortssippenbuch Bergfreiheit im Ort identifizieren, die aus der Ehe von Johann Thomas‘ Tochter Juliana mit Johann Christian Urspruch stammt. Aus dieser Ehe stammte auch der Bergfreiheiter Schulmeister Johann Christoph Urspruch (1739-1808), zu dessen Sohn Thomas Urspruch umfangreiche Forschungen auf GEDBAS veröffentlicht wurden. Dieser Zweig ist bisher von mir noch nicht bearbeitet worden. Der Familienname Loewe/Löwe existierte im 20. Jahrhundert noch in den umliegenden Ortschaften Densberg und Schönstein und kann über einen Zweig aus dem waldeckischen Kleinern auf Johann Thomas Loewe zurückgeführt werden. Darüberhinaus gibt es die zahlreichen Nachkommen aus den sauerländischen (Loewe) und ostpreußischen (Löwe) Linien. Insgesamt sind mir 490 Nachkommen in 10 Generationen namentlich bekannt.


Weiterführende Literatur:
Höck, A.: Die Häuser in Bergfreiheit und ihre Besitzer – Eine Übersicht aus dem Jahre 1750. Mein Waldeck, Beilage der Waldeckischen Landeszeitung 1969.
Hochgrebe, H. und Löwer, H.: Bergfreiheit. Waldeckische Ortssippenbücher Bd. 48. Arolsen 1994.
Witte, B.: Stammfolge Löwe (Loewe) 1673-1941. Eigenverlag Berlin 1942.

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